Pawel Alexandrowitsch Florenski (russ.: Павел Александрович Флоренский, 1882-1937) war russischer Priester, Religionsphilosoph und Wissenschaftler; berühmt wurde seine Hauptarbeit „Pfeiler und Grundfeste der Wahrheit" (russ.: «Столп и утверждение истины») (1914), eine der wenigen Arbeiten, die die Frage der Theodizee aus orthodoxer Perspektive beleuchten. In dieser behandelt er das Konzept der All-Einigkeit und die Sophia-Lehre, sowie die Begründung der orthodoxen Dogmatik, insbesondere der Dreieinigkeit, der Askese und der Verehrung der Ikonen. Die ersten Kapitel der Hauptarbeit Florenskis erschienen 1908 als Teil seiner wissenschaftlichen Arbeit „Über die religiöse Wahrheit“ (russ.: «О религиозной истине»), die er zur Absolvierung der Moskauer Geistlichen Akademie und zum Erwerb seines Titel als Dr. theol. schrieb. Rezensent dieser Arbeit war Professor Sergej Glagolew, der in seiner Rezension anmerkte, dass „der Autor dieses Werkes einen höchst wertvollen Beitrag zur orthodoxen theologischen Literatur geleistet hat“. Das theologisch innovative Hauptwerk Florenskis soll zahlreiche Abweichungen von der christlichen Theologie enthalten haben; so wird es in seiner inhaltlichen Bewertung durch Religionshistoriker Georges Florovsky, Basile (Wassili) Zenkovsky oder auch von Nikolaj Gawrjuschin geschildert. [[Georges Florovsky|Florovsky] bemerkte, dass „Florenski sehr gerne zurück, außerhalb des Christentums, in den Platonismus und die Urreligionen zurücktrat, oder auch quer in die Lehren des Okkultismus und der Magie abwich“, und dass „es in der Theodizee Florenskis seltsamerweise keinen Heiland gibt“. Durchaus angemessen wunderte sich [[Georges Florovsky|Florovsky] auch über die Reflexionen Florenskis, in denen er Sophia als „die vierte Hypostase“ bezeichnete, und über die offensichtlichen Widersprüche zwischen gnoseologischem Antinomismus und mystischem Ontologismus. Protopresbyter Basile Zenkovsky hob hervor, dass Vater Pawel „sich von der kirchlichen Erfahrung zur Erfahrung der ‚ganzheitlichen` Seele des Volkes, sogar zum Okkultismus hinwendet und seine philosophischen Ideen als Sichtweise der Kirche auszugeben trachte“. Kurz nachdem Florenski die Moskauer Geistliche Akademie absolviert hatte (1908), „nannte er den griechischen Philosophen Platon ‚Vater unserer Akademie’ und fand‚ eine erstaunliche Ähnlichkeit’ zwischen seiner Lehre und ‚der Weltanschauung unserer urältesten Vorfahren’, womit er „die orphisch-pythagoreische Tradition, die Eleusinischen Mysterien, Geheimnisse von ägyptischen Priestern usw. meinte. (...) In allen diesen Überlegungen von Vater Pawel lässt sich bemerken, dass er keinen prinzipiellen Unterschied zwischen dem religiösen Bewusstsein des Heidentums und der Religion der Göttlichen Offenbarung sah, eine Philosophie aller Kulte, einschließlich des christlichen, außerhalb etlichen allgemein-theoretischen Prämissen anstrebte und seine Weltanschauung nicht aus den Wahrheiten des Evangeliums herleitete, sondern diese eher als Bestätigung der Wahrheit des Platonismus ansah“ (…) Des Weiteren ging die religionsphilosophische Problematik in den Werken Florenskis mit der Erforschung unterschiedlichster Wissensbereiche einher, zu denen Linguistik, Mathematik und Physik zählten. Hierbei versuchte er, die Erkenntnisse der Wissenschaft mit dem religiösen Glauben zusammenzubringen. Er ließ zahlreiche wissenschaftliche Erfindungen in den Bereichen der Kunststofftechnik, des Bauwesen und der Pharmazie patentieren, von denen viele in Forschungseinrichtungen des Straflagers entwickelt wurden, in dem er in den 1930er Jahren inhaftiert war. Schließlich wurde er zum Tod durch Erschießen verurteilt und hingerichtet.
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