Zar Nikolaus und das nationale Bildungsprojekt Russlands

Von Paul Gilbert

Die Errungenschaften im Bereich Erziehung und Bildung während der Regierungszeit des letzten russischen Zaren waren wirklich beeindruckend. In den Jahren 1894 bis 1917 ging der Analphabetismus rapide zurück. Im Jahr 1914 konnten 40 % der Bevölkerung lesen und schreiben. Die höheren Schulen brachten eine beträchtliche Zahl loyaler Bürokraten, qualifizierter Fachleute und herausragender Gelehrter hervor. Insoweit war die Reform der Bildung unter Nikolaus II. höchst effektiv. 

Die Regierungszeit von Nikolaus II. war eine Periode beispiellosen Wachstums für Russland, in allen Sektoren, von der Wirtschaft bis zur Kultur. Es wäre töricht, dieses Wachstum zu leugnen, wo doch zur Zeit der UdSSR dieses Wachstum anerkannt war und sogar das Jahr 1913 als Maßstab der Entwicklung galt, mit welcher die Sowjets ihre eigenen Leistungen verglichen. Dieses beispiellose Wachstum im Russland des Zaren war ebenso für die Zeitgenossen wie auch für die Menschen in der Sowjetperiode offensichtlich.

Die Romanow-Herrscher – von Alexander I. bis Alexander III. – vergeudeten viel Zeit im 19. Jahrhundert, versäumten Gelegenheiten für eine evolutionäre Modernisierung der russischen Gesellschaft. Im Ergebnis erbte Russlands letzter Herrscher Nikolaus II. einen verrotteten mittelalterlichen Feudalstaat mit einem analphabetischen einheimischen Bauernvolk, degeneriertem Adel, Bewohnern von Städten in Grenznähe und rückständigeren ländlichen und abgelegenen Gebieten, wo die Bevölkerung selbst in feudaler Ordnung noch gut lebte.

Nikolaus II. identifizierte seine persönlichen Wünsche und Träume mit denen des russischen Volkes. Die Ära verlangte drastische Reformen, die Beseitigung der verrotteten Vergangenheit des Imperiums und dessen Modernisierung.

Lasst uns das Problem der Bildung betrachten, wo Zar Nikolaus II. einen beispiellosen Erfolg erzielte. Jene, die ihn verunglimpfen, behaupten, dass alles während der Herrschaft des letzten russischen Zaren schlecht war, insbesondere das Bildungswesen. Sehen wir uns an, was die Statistiken sagen …

Gemäß den Statistiken, die im populären „Справочник патриота (Руксперт)“ [Handbuch des Patrioten (Rukspert)] veröffentlicht wurden, wuchs die Zahl der Alphabetisierten und Gebildeten unter Nikolaus II. erheblich an:

– Im Jahr 1896 gab es 78.000 Grundschulen, und 1914 waren es 119.400. 

– Die Zahl der Grundschüler betrug 1896 3,8 Millionen, 1914 – 9,7 Millionen.

– Die Zahl der Gymnasien (Aufbauschulen) lag 1892 bei 239 und 1914 bei 2300.

– Die Zahl der Gymnasiasten betrug 1890 12.500, im Jahr 1914 – 127.000.

– Die Zahl der Lehrer betrug 1896 114.000, im Jahr 1914 280.000.

- Dank dieser von der Zarenregierung ergriffenen Maßnahmen wuchs die Zahl gebildeter Menschen im Lande ständig an. Im Jahr 1894 gab es 37,8 % gebildete Wehrpflichtige, im Jahr 1901 50 %, im Jahr 1913 67,8 %.

Ungeachtet der Leugnung durch die Bolschewiki und später der Sowjets erlebte das Russische Imperium ein quantitatives Anwachsen gebildeter Menschen unter Nikolaus II. Dies lässt sich auch belegen durch die Zunahme der Zahl der in Russland veröffentlichten Bücher:

Laut В. Кожинов «Россия, век ХХ. 1901–1939». [W. Koschinow Russia, XX Century. 1901–1939] wurden 1893 in Russland 7.783 Titel veröffentlicht (mit einer Auflage von 27,2 Millionen Exemplaren) und im Jahr 1913 – 34.006 Titel (mit einer Auflage von 133 Millionen Exemplaren).

Um diese Zahlen in korrekter Weise zu vergleichen mit denen anderer Nationen: 1913 wurden in Russland im gleichen Jahr fast so viele Titel veröffentlicht wie in England (12.379), den USA (12.230) und Frankreich (10.758) zusammen. Nur Deutschland konkurrierte in dieser Hinsicht mit Russland (35.078 Titel im Jahr 1913). Doch die deutschen Verlage, weil sie über die am besten entwickelte Druckbasis verfügten, erhielten zahlreiche Aufträge aus anderen Ländern und insbesondere aus Russland selbst, obwohl dann diese Titel (mehr als 10.000) als deutsches Produkt ausgewiesen wurden.

Gemäß dem Patriot Handbook wurde im Jahr 1893 eine Gesamtsumme von 43 Millionen Rubel für Bildung bewilligt, was 4,1 % des Staatsbudgets ausmachte, und im Jahr 1914 – etwa 270 Millionen Rubel, was 8 % aller Haushaltsausgaben ausmachte.

Im Jahr 1914 hatte das Imperium 91 Universitäten mit 112.000 Studenten und 295 technische Schulen, an denen 36.000 Studenten studierten.

Im Jahr 1913 gab es im Imperium 13.900 Bibliotheken mit einer Gesamtzahl von 9,4 Millionen Büchern.

Die Situation im Bildungswesen unter der Herrschaft von Nikolaus II. kann wohl in bester Hinsicht nur als erfolgreich beschrieben werden. Historiker können jetzt spekulieren, welche weiteren Fortschritte Russland gemacht hätte, wenn nicht der Erste Weltkrieg und die revolutionären Aktivitäten im Jahr 1917 den Sturz Nikolaus II. vom Thron und den Zusammenbruch des Russischen Imperiums erzwungen hätten. 

* * *

Am 16. Mai 1908 erließ das Russische Imperium ein Gesetz über die Pflicht zur Grundschulerziehung, welche ausgelegt war auf einen Zeitraum von 10 Jahren.

Der Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts war eine der dramatischsten und turbulentesten Perioden in der Geschichte Russlands. Die Wiederbelebung der revolutionären Bewegung, die in den Untergrund getrieben war, untergrub, zusam-men mit einem schweren Krieg im Fernen Osten, die innere Stabilität des Landes. Die Revolution von 1905–1907 definierte ihren eigenen Weg der Entwicklung für das Land – einen Weg, welcher zum Zusammenbruch des etablierten, jahrhundertealten Staatssystems führen, welcher das Land in den Abgrund eines allgemeinen Chaos stürzen würde. Die oberste Macht, nachdem sie die revolutionären Reden unterdrückt hatte, schlug eine Alternative vor - den Pfad ruhiger Entwicklung des Imperiums mittels progressiver Reformen. 

Um dieses Ziel zu erreichen, setzte Zar Nikolaus II. Pjotr Stolypin (1862–1911) an die Spitze der Regierung, da er ihn für einen begabten und energischen Reformer hielt. Die Zusammenarbeit des Zaren und des Premierministers über fünf Jahre hinweg machte es möglich, eine Reihe von Regierungsreformen auszuarbeiten. Es ist interessant anzumerken, dass die Opposition der Liberalen, die in den Jahren der Revolution wiederholt die Notwendigkeit von Reformen anmahnte, keinerlei konkrete Ideen dafür anbieten konnte. Mehr noch, selbst in der Duma wurden sie in die Ecke gedrängt und glaubte, keine andere Wahl zu haben, als wütende Presse-Angriffe gegen die oberste Macht zu veröffentlichen. Die Periode von 1907 bis 1914 war von stürmischer Aktivität des Gesetzgebers gekennzeichnet. Die Staatsduma wurde endlich eine effiziente Körperschaft und nicht zur Brutstätte wilder Revolutionäre. Unglücklicherweise konnten viele der von den Autoritäten ergriffenen Initiativen wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs nicht verwirklicht werden. 

Eine der wichtigsten Veränderungen war die Reform der Grundschulerziehung. Die westliche Gesellschaft hielt lange Zeit das Klischee aufrecht, dass das Volk im Russischen Imperium praktisch aus Analphabeten bestünde und seitens der Regierung nur unbedeutende Summen für Bildung aufgewendet würden. Die umfassende Grundschulerziehung wird im Allgemeinen als Errungenschaft der Sowjetregierung dargestellt, was jedoch falsch ist.

Um das Imperium in allen Regionen gleichmäßig zu entwickeln, bedurfte es qualifizierter Arbeitskräfte. Mit direkter Teilnahme von Zar Nikolaus II. wurde eine Anzahl neuer Gesetze zur Entwicklung des öffentlichen Bildungswesens in Kraft gesetzt. Eines davon war das Gesetz vom 3. (16.) Mai 1908 über die Einführung umfassender Grundschulerziehung in Russland.

Dieses Gesetz unterzeichnet von Nikolaus II., sorgte überdies für eine zusätzliche Finanzierung (Kredit) in Höhe von 6,9 Millionen Rubel für die Bedürfnisse der Grundschulerziehung, was sehr zu ihrer beschleunigten Entwicklung beitrug. Gleichzeitig wurde gemäß dem Dekret vom 3. Mai 1908 die Erziehung in allen Schulen, für die zusätzliche staatliche Mittel flossen (einschließlich der ländlichen Schulen), gebührenfrei. Jährlich wurden nahezu 10.000 Schulen eröffnet, und im Jahr 1913 überstieg ihre Gesamtzahl 130.000 (einschließlich der Schulen der Gemeinden). Obgleich sich die Debatte über die Gesetzesvorlage in der Duma über drei Jahre hinzog und sie mehrfach geändert wurde, wurde die umfassende Grundschulbildung im Russischen Imperium zu einem fait accompli.

Während der gesamten Regierungszeit von Zar Nikolaus II. trug die oberste Macht zur planmäßigen Entwicklung der Grundschulerziehung bei. Natürlich ließen die Ergebnisse nicht lange auf sich warten. Wir nennen den populärsten Indikator – die Alphabetisierungsrate, auf welche die Kritiker der Zarenmacht sich so gerne berufen. Ja, im Jahr 1897 lag die Alphabetisierungsrate ganz niedrig – 21,1 %. Im Jahr 1917 hingegen wird diese Ziffer auf etwa 40-43 % geschätzt. Durch einfache Berechnungen kommen wir zum Schluss, dass der Anstieg der Alphabetisierung im Zarenreich etwas mehr als 2 % pro Jahr betrug.

Hieraus lässt sich recht eindeutig schlussfolgern: Die umfassende Erziehung in Grundschulen, deren Einführung in Russland noch von der überwältigenden Mehrheit der Bürger als eine Errungenschaft der Sowjetmacht betrachtet wird, geht auf die 1890er Jahre zurück. In den letzten zehn Jahren der Regierung von Zar Nikolaus II. wurde ein „nationales Projekt“ ausgeführt – ein ausgedehntes Netzwerk von Schulen wurde geschaffen, und es wurde dafür gesorgt, dass alle Kinder des Imperiums Zugang erhielten. Solche Maßnahmen stimmten überein mit den weltweiten Trends in der Entwicklung der Grundschulbildung.

Die Errungenschaften im Bereich Erziehung und Bildung während der Regierungszeit des letzten russischen Zaren waren wirklich beeindruckend. In den Jahren 1894 bis 1917 ging der Analphabetismus rapide zurück. Im Jahr 1914 konnten 40 % der Bevölkerung lesen und schreiben. Die höheren Schulen brachten eine beträchtliche Zahl loyaler Bürokraten, qualifizierter Fachleute und herausragender Gelehrter hervor. Insoweit war die Reform der Bildung unter Nikolaus II. höchst effektiv. 

Die Regierungszeit von Nikolaus II. war eine Periode beispiellosen Wachstums für Russland, in allen Sektoren, von der Wirtschaft bis zur Kultur. Es wäre töricht, dieses Wachstum zu leugnen, wo doch zur Zeit der UdSSR dieses Wachstum anerkannt war und sogar das Jahr 1913 als Maßstab der Entwicklung galt, mit welcher die Sowjets ihre eigenen Leistungen verglichen. Dieses beispiellose Wachstum im Russland des Zaren war ebenso für die Zeitgenossen wie auch für die Menschen in der Sowjetperiode offensichtlich.

Die Romanow-Herrscher – von Alexander I. bis Alexander III. – vergeudeten viel Zeit im 19. Jahrhundert, versäumten Gelegenheiten für eine evolutionäre Modernisierung der russischen Gesellschaft. Im Ergebnis erbte Russlands letzter Herrscher Nikolaus II. einen verrotteten mittelalterlichen Feudalstaat mit einem analphabetischen einheimischen Bauernvolk, degeneriertem Adel, Bewohnern von Städten in Grenznähe und rückständigeren ländlichen und abgelegenen Gebieten, wo die Bevölkerung selbst in feudaler Ordnung noch gut lebte.

Nikolaus II. identifizierte seine persönlichen Wünsche und Träume mit denen des russischen Volkes. Die Ära verlangte drastische Reformen, die Beseitigung der verrotteten Vergangenheit des Imperiums und dessen Modernisierung.

Lasst uns das Problem der Bildung betrachten, wo Zar Nikolaus II. einen beispiellosen Erfolg erzielte. Jene, die ihn verunglimpfen, behaupten, dass alles während der Herrschaft des letzten russischen Zaren schlecht war, insbesondere das Bildungswesen. Sehen wir uns an, was die Statistiken sagen …

Gemäß den Statistiken, die im populären „Справочник патриота (Руксперт)“ [Handbuch des Patrioten (Rukspert)] veröffentlicht wurden, wuchs die Zahl der Alphabetisierten und Gebildeten unter Nikolaus II. erheblich an:

– Im Jahr 1896 gab es 78.000 Grundschulen, und 1914 waren es 119.400. 

– Die Zahl der Grundschüler betrug 1896 3,8 Millionen, 1914 – 9,7 Millionen.

– Die Zahl der Gymnasien (Aufbauschulen) lag 1892 bei 239 und 1914 bei 2300.

– Die Zahl der Gymnasiasten betrug 1890 12.500, im Jahr 1914 – 127.000.

– Die Zahl der Lehrer betrug 1896 114.000, im Jahr 1914 280.000.

- Dank dieser von der Zarenregierung ergriffenen Maßnahmen wuchs die Zahl gebildeter Menschen im Lande ständig an. Im Jahr 1894 gab es 37,8 % gebildete Wehrpflichtige, im Jahr 1901 50 %, im Jahr 1913 67,8 %.

Ungeachtet der Leugnung durch die Bolschewiki und später der Sowjets erlebte das Russische Imperium ein quantitatives Anwachsen gebildeter Menschen unter Nikolaus II. Dies lässt sich auch belegen durch die Zunahme der Zahl der in Russland veröffentlichten Bücher:

Laut В. Кожинов «Россия, век ХХ. 1901–1939». [W. Koschinow Russia, XX Century. 1901–1939] wurden 1893 in Russland 7.783 Titel veröffentlicht (mit einer Auflage von 27,2 Millionen Exemplaren) und im Jahr 1913 – 34.006 Titel (mit einer Auflage von 133 Millionen Exemplaren).

Um diese Zahlen in korrekter Weise zu vergleichen mit denen anderer Nationen: 1913 wurden in Russland im gleichen Jahr fast so viele Titel veröffentlicht wie in England (12.379), den USA (12.230) und Frankreich (10.758) zusammen. Nur Deutschland konkurrierte in dieser Hinsicht mit Russland (35.078 Titel im Jahr 1913). Doch die deutschen Verlage, weil sie über die am besten entwickelte Druckbasis verfügten, erhielten zahlreiche Aufträge aus anderen Ländern und insbesondere aus Russland selbst, obwohl dann diese Titel (mehr als 10.000) als deutsches Produkt ausgewiesen wurden.

Gemäß dem Patriot Handbook wurde im Jahr 1893 eine Gesamtsumme von 43 Millionen Rubel für Bildung bewilligt, was 4,1 % des Staatsbudgets ausmachte, und im Jahr 1914 – etwa 270 Millionen Rubel, was 8 % aller Haushaltsausgaben ausmachte.

Im Jahr 1914 hatte das Imperium 91 Universitäten mit 112.000 Studenten und 295 technische Schulen, an denen 36.000 Studenten studierten.

Im Jahr 1913 gab es im Imperium 13.900 Bibliotheken mit einer Gesamtzahl von 9,4 Millionen Büchern.

Die Situation im Bildungswesen unter der Herrschaft von Nikolaus II. kann wohl in bester Hinsicht nur als erfolgreich beschrieben werden. Historiker können jetzt spekulieren, welche weiteren Fortschritte Russland gemacht hätte, wenn nicht der Erste Weltkrieg und die revolutionären Aktivitäten im Jahr 1917 den Sturz Nikolaus II. vom Thron und den Zusammenbruch des Russischen Imperiums erzwungen hätten. 

* * *

Am 16. Mai 1908 erließ das Russische Imperium ein Gesetz über die Pflicht zur Grundschulerziehung, welche ausgelegt war auf einen Zeitraum von 10 Jahren.

Der Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts war eine der dramatischsten und turbulentesten Perioden in der Geschichte Russlands. Die Wiederbelebung der revolutionären Bewegung, die in den Untergrund getrieben war, untergrub, zusam-men mit einem schweren Krieg im Fernen Osten, die innere Stabilität des Landes. Die Revolution von 1905–1907 definierte ihren eigenen Weg der Entwicklung für das Land – einen Weg, welcher zum Zusammenbruch des etablierten, jahrhundertealten Staatssystems führen, welcher das Land in den Abgrund eines allgemeinen Chaos stürzen würde. Die oberste Macht, nachdem sie die revolutionären Reden unterdrückt hatte, schlug eine Alternative vor - den Pfad ruhiger Entwicklung des Imperiums mittels progressiver Reformen. 

Um dieses Ziel zu erreichen, setzte Zar Nikolaus II. Pjotr Stolypin (1862–1911) an die Spitze der Regierung, da er ihn für einen begabten und energischen Reformer hielt. Die Zusammenarbeit des Zaren und des Premierministers über fünf Jahre hinweg machte es möglich, eine Reihe von Regierungsreformen auszuarbeiten. Es ist interessant anzumerken, dass die Opposition der Liberalen, die in den Jahren der Revolution wiederholt die Notwendigkeit von Reformen anmahnte, keinerlei konkrete Ideen dafür anbieten konnte. Mehr noch, selbst in der Duma wurden sie in die Ecke gedrängt und glaubte, keine andere Wahl zu haben, als wütende Presse-Angriffe gegen die oberste Macht zu veröffentlichen. Die Periode von 1907 bis 1914 war von stürmischer Aktivität des Gesetzgebers gekennzeichnet. Die Staatsduma wurde endlich eine effiziente Körperschaft und nicht zur Brutstätte wilder Revolutionäre. Unglücklicherweise konnten viele der von den Autoritäten ergriffenen Initiativen wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs nicht verwirklicht werden. 

Eine der wichtigsten Veränderungen war die Reform der Grundschulerziehung. Die westliche Gesellschaft hielt lange Zeit das Klischee aufrecht, dass das Volk im Russischen Imperium praktisch aus Analphabeten bestünde und seitens der Regierung nur unbedeutende Summen für Bildung aufgewendet würden. Die umfassende Grundschulerziehung wird im Allgemeinen als Errungenschaft der Sowjetregierung dargestellt, was jedoch falsch ist.

Um das Imperium in allen Regionen gleichmäßig zu entwickeln, bedurfte es qualifizierter Arbeitskräfte. Mit direkter Teilnahme von Zar Nikolaus II. wurde eine Anzahl neuer Gesetze zur Entwicklung des öffentlichen Bildungswesens in Kraft gesetzt. Eines davon war das Gesetz vom 3. (16.) Mai 1908 über die Einführung umfassender Grundschulerziehung in Russland.

Dieses Gesetz unterzeichnet von Nikolaus II., sorgte überdies für eine zusätzliche Finanzierung (Kredit) in Höhe von 6,9 Millionen Rubel für die Bedürfnisse der Grundschulerziehung, was sehr zu ihrer beschleunigten Entwicklung beitrug. Gleichzeitig wurde gemäß dem Dekret vom 3. Mai 1908 die Erziehung in allen Schulen, für die zusätzliche staatliche Mittel flossen (einschließlich der ländlichen Schulen), gebührenfrei. Jährlich wurden nahezu 10.000 Schulen eröffnet, und im Jahr 1913 überstieg ihre Gesamtzahl 130.000 (einschließlich der Schulen der Gemeinden). Obgleich sich die Debatte über die Gesetzesvorlage in der Duma über drei Jahre hinzog und sie mehrfach geändert wurde, wurde die umfassende Grundschulbildung im Russischen Imperium zu einem fait accompli.

Während der gesamten Regierungszeit von Zar Nikolaus II. trug die oberste Macht zur planmäßigen Entwicklung der Grundschulerziehung bei. Natürlich ließen die Ergebnisse nicht lange auf sich warten. Wir nennen den populärsten Indikator – die Alphabetisierungsrate, auf welche die Kritiker der Zarenmacht sich so gerne berufen. Ja, im Jahr 1897 lag die Alphabetisierungsrate ganz niedrig – 21,1 %. Im Jahr 1917 hingegen wird diese Ziffer auf etwa 40-43 % geschätzt. Durch einfache Berechnungen kommen wir zum Schluss, dass der Anstieg der Alphabetisierung im Zarenreich etwas mehr als 2 % pro Jahr betrug.

Hieraus lässt sich recht eindeutig schlussfolgern: Die umfassende Erziehung in Grundschulen, deren Einführung in Russland noch von der überwältigenden Mehrheit der Bürger als eine Errungenschaft der Sowjetmacht betrachtet wird, geht auf die 1890er Jahre zurück. In den letzten zehn Jahren der Regierung von Zar Nikolaus II. wurde ein „nationales Projekt“ ausgeführt – ein ausgedehntes Netzwerk von Schulen wurde geschaffen, und es wurde dafür gesorgt, dass alle Kinder des Imperiums Zugang erhielten. Solche Maßnahmen stimmten überein mit den weltweiten Trends in der Entwicklung der Grundschulbildung.

Zar Nikolaus und das nationale Bildungsprojekt Russlands