Welche Herausforderungen erwarten die orthodoxen Kirchen angesichts immer wieder neuer Wellen von jahrelang auf Sozialhilfe und staatliche Versorgung angewie jener Auswanderer aus der Ukraine, deren Bevölkerung seit Jahrzehnten totalitärer Gehirnwäsche unterzogen wurde, wo Kirchenverfolgung und Kirchenspaltung Staatspolitik und Rassismus gegenüber Russen, Juden, Deutschen und Polen in weiten Teilen, besonders der kirchenfernen Bevölkerungsgruppen, zur traurigen Tradition gehören?
Zwangsordnungen und Ordnungs-maßnahmen, generiert und umgesetzt außerhalb der gewählten Verfassungsorgane, führen zu massenhafter Diskriminierung zuerst von Alten, Kranken und Kindern, schließlich von Familien, sozialen Gruppen, freien und mittelständischen Berufsgruppen und Wirtschaftszweigen und zuletzt ganzer Generationen.
Das 2020 – unter dem Deckmantel von medizinisch umstrittenen und arbeitsrechtlich nicht abgedeckten „Maskenverordnungen“, diversen „Corona-Maßnahmen“, lächerlichen PCR-Tests (90% falsch positiv) und frei komponierten „Inzidenzen“ – in allen Bundesländern erlassene Versammlung- und Ausgehverbot (für Nichtvakzinierte nach 22:00 Uhr, z. B. in Brandenburg noch im Frühjahr 2022) griff direkt in das Gesetz der Kirche zum uneingeschränkten Gottes-dienstbesuch ein.
Im Angesicht der drohenden Spal-tung der Gesellschaft, aber auch der Gemeinden selber und in der Anerkennung der Freiheit des Evangeliums der Persönlichkeit, über ihre Seele und damit über ihren Körper frei zu entscheiden, beschloss die russische orthodoxe Priesterversammlung der deutschen Diözese jedwede „3G, 2G oder 1G“-Regelungen abzulehnen, als „dem Geist des Evangeliums widersprechend“, sich dabei ausdrücklich auf die Lehre der Hll. Apostel berufend.
Weltweit wurde die Kirche von den ultraglobalistischen Pandemieprogrammen überrascht, überrollt und zum großen Teil zum Schweigen gebracht. Selbst in originär orthodoxen Ländern wie Griechenland wurden Bischöfe, die sich den Zwangsimpfungen und Lockdowns widersetzten, vor Gericht gezerrt, bedroht und erpresst, bis heute. In Russland selber spaltete sich die Gesellschaft und mit ihr die Kirche auf. Während der Patriarch, der ehemalige Leiter des Außenamts oder der landesweit populäre Metropolit Tikhon (Shevkunov) das Volk 2020 und 2021 in den Medien dazu aufriefen, nicht mehr die Kirchen zu besuchen und sich selbst den öffentlichen Maskeraden unterwarfen, blieben die große Menge der Diözesen (über 50%), die bekanntesten und die meisten Klöster dem Corona-Programm fern. Bischöfe protestierten zum Teil in Wort und Schrift öffentlich und markierten früh Verfassungsrechte und die Religionsfreiheit gegen die von keinem russischen Infektionsschutzgesetz gedeckten Maßnahmen. Dies aber war die Ausnahme.
Dabei soll es hier nicht um die Analyse der möglichen Hintergründe und Verursacher dieses weltweiten Umverteilungsprogramms im great reset gehen. Die Analyse ist durch zahlreiche Autoren, Wissenschaftler, Statistiker, Ärzte und Historiker bereits erfolgt. Vielmehr sollten wir uns fragen, ob es der Orthodoxen Kirche in Deutschland nicht gelingen könnte, mit Hilfe vor allem der Laien, der orthodoxen Ärzte, Rechtsanwälte, Wissenschaftler und Pädagogen, Volkswirtschaftler, Banker, Programmierer und Unternehmer und ihrer Ehepartner ein Wissenschafts- und Beratungsnetzwerk aufzubauen, welches für unsere Bischöfe und Priester, für die Diözesanräte als kompetente und vertrauenswürdige Quelle helfen könnte, die künftigen Herausforderungen zu bestehen.
Denn nichts wäre schlimmer, als aus den durchlebten Erfahrungen nicht gelernt zu haben, in Passivität zu verharren. Um später wieder nur überhastet und ohne Realitätsbezug einzig staatliche Zwangsmaßnahmen in das Gemeindeleben hinein zu transformieren oder schlimmer noch – in vorauseilendem Gehorsam sogar zu übersteigern.
Alternativen zu solchen Enttäu-schungen gibt es in verschiedenen Ländern in nicht geringer Zahl, wie z.B. das sog. „Orthodoxe Laienkonzil“ in Russland (Собор православных мирян), die deutsche „Stiftung Corona-Ausschuss“, die neben Ärzten, Rechtsanwälten und Wissenschaftlern 2020 auch orthodoxe Priester, Rabbiner, Katholiken und protestantische Pfarrer zu Gesprächen eingeladen hatte. Ein herausragendes Beispiel bürgerlichen Engagements von „Laien“ ist auch die Initiative „7Argumente“, eine Initiative von über 80 deutschen Wissenschaftlern, denen es didaktisch klug gelang, zu vielen dialogresistenten bzw. textüberfluteten Bundestagsabgeordneten durchzudringen und dazu beizutragen, die geplante verfassungswidrige Impfpflicht am Tag der Verkündigung der Gottesmutter 2022 zu kippen.
Transhumanistische Weltbilder werden, gesetzlich festgeschrieben, in allen Bereichen der Bildung, der Erziehung, der Kunst, Kultur und des Öffentlichen Lebens etabliert, propagiert und mittels direkter und indirekter Zwangsmaßnahmen umgesetzt: Gender Mainstreaming, Homoerotik-„Ehen“ und die Umkehrung der persönlichen Freiheit des Einzelnen zur totalitären Herrschaft Einzelner über das Volk und die Mehrheiten.
Nirgendwo mehr wird die Entfremdung von Kirche und Staat deutlicher als in der unterschiedlichen Position zu Fragen des Gender Mainstreaming, der staatlich legitimierten und propagierten Homoerotik (Eherecht und Adoptionsrecht) zuzüglich des dazu gehörigen LGBT-Programms. Das Problem ist nicht mehr wie einst die Diskursspannung (Patriarch Alexej II.: „Wir verurteilen die Homosexualität und lieben den Homosexuellen“, so bei seiner Rede im Europarat am 2.7. 2007) oder eine wechselseitige Kritik zwischen Kirche und homoerotischem Medien- und Politikestablishment. Es gibt hierzu schlicht keinen wissenschaftlich fundierten Dialog mehr!
Vielleicht ist nur noch die Ablehnung und Verurteilung von Kindstötungen im Mutterleib politisch noch spannungsgeladener als diese Fragen. Sie gehören jedoch zusammen. Insbesondere, weil gerade auch in den sogenannten orthodoxen Ländern wie Russland und Griechenland die Abtreibungsraten extrem hoch sind. So liegen sie in Russland offiziell bei einer Million, nach internen Zählungen von Ärzteverbänden wohl eher bei drei Millionen offiziell durchgeführten Tötungen – pro Jahr!
Dieser ethische Kulturkampf ist im Westen definitiv verloren, darüber sollte auch nicht der Beschluss des Supreme Court der USA vom Juni 2022 hinwegtäuschen: gekippt wurde nur das landesweite Recht, sprich der verfassungsmäßige Anspruch auf Abtreibung. Was schlicht nur eine Bestätigung der Hoheit von Landesrecht (des einzelnen US-Bundesstaates) über Föderalrecht darstellt.
Problematisch auch hier die aktuelle Entwicklung in den Schulen und gegenüber den Kleinsten.
Die Kooperationen zwischen Kirche und Staat auf dem Bildungs-sektor, vorbildlich geleistet zum Beispiel von der Deutschen Diözese der ROK mit der Einführung von orthodoxem Religionsunterricht in Bayern und Hessen, werden wohl kaum eine Zukunft haben. Zu schwierig ist hierfür die neueste geopolitische Entwicklung, zu groß sind die Entfremdungen zwischen den diversen Behörden und Ministerien und den orthodoxen Kirchen allgemein.
Doch welche Gemeindeinitiativen gilt es im Rahmen der Kinder- und Jugendarbeit zu fördern, welche Alternative kann die Kirche Eltern geben, die planen – zum Schutz ihrer Kinder vor transhumanistischer Indoktrination und frühsexueller Erziehung, vor Zwangsimpfungen und „Maulkorberlass“ selbst für die Kleinsten, vor Mobbing und seit neuestem Russophobie – das Land zu verlassen, um sich und ihre Kinder derartigen Diskriminierungen nicht auszusetzen?
Noch erfolgen die Angriffe auf die Kirche auch in Deutschland nur verbal, wenn auch massiv und offensichtlich politisch gewollt. Es ist zu erwarten, dass den Sanktionen und Angriffen gegen das Oberhaupt der ROK Kirche immer seltener widersprochen wird. Eher ist die Ausweitung dieser Medienpropaganda anlässlich des Ukrainekrieges im Zuge anhaltender Misserfolge der NATO-Strategie zu erwarten. Immer wieder ist es in den letzten Jahren zu öffentlichen Verleumdungen kirchlicher Hierarchen bei „politisch unkorrekten“ Stellungnahmen zu Fragen der Erziehung, der Familie oder der Ehe gekommen. Seit 2020 waren Kirchengemeinden Zwangsmaßnahmen und Strafzahlungen ausgesetzt. Seit 2022 kam es auch zu zahlreichen Übergriffen, zu Kirchenvandalismus, zu Abbrüchen von Dialogformaten oder gar zur Kündigung von Kauf- und Bauverträgen.
Die Erfahrungen aus den letzten Epochen der Diktaturen und Kriege des 20. Jahrhunderts sollten Warnung genug sein. Die massenweise Diskriminierung auch nationaler Bevölkerungsgruppen einschließlich Vertreibung und Gefangennahme hat weder in Deutschland, noch in der Sowjetunion, weder in Jugoslawien, noch in Serbien, Syrien oder der Ukraine, vor der Kirche, ihren Bischöfen und ihren Gemeinden halt gemacht.
Schweigen ist keine Sünde, hat einst ein Heiliger geschrieben, aber das Nichtzuhören. Die Sprache der Kirche ist das Gebet in ihrer liturgischen Fülle. Aber auch die Sprache der Konzile, der Theologie und Kanones, der Ikonen und der Predigt.
Um „Gott mehr zu gehorchen als den Menschen“, wie die Evangelisten und Apostel lehren und die Heiligen vorleben, scheint eine vorausschauende, systematische und lebendige Apologetik von wachsender Bedeutung – als Schutz und Hilfe für die Gläubigen, als Hilfe und Diskursangebot für unsere Mitbürger und sinnvoller Weise vielleicht als Sammlung für eine „Neue Soziallehre“ der Kirche – im Angesicht der Apostasie.