Der Kult des Geldes und das Ende des Staates
Von Beile Ratut
Häufig beschreibt die Heilige Schrift, dass die Mächtigen sich vor dem Volk fürchteten und somit die eigenen Absichten verbargen und ihr Tun vertagten, um im Volk keinen Unmut hervorzurufen. Über die Jahrhunderte war das Volk mit seinen Hierarchien, Traditionen und Bindungen ein Hinderungsgrund für die umfassende Machtausübung jedweden hohen Tieres, vom Clan-Chef über Majestäten und Gurus bis zu den Kirchenfürsten; und sogar auch manche Hexenverfolgung scheiterte dort, wo sich die heute in einem zweifelhaften Ruf stehenden Patriarchen der Gemeinschaft hinter die Bezichtigte stellten und ein Foltern und Urteilen verhinderten. Herrschaftsausübung war also mitnichten frei, sie sah sich einer dicht verwobenen Wirklichkeit gegenübergestellt. Und sie hatte selbst noch ein Gesicht! Mit diesem organisch gewachsenen, in der Tradition wurzelnden konkreten Leben musste sich die Macht auseinandersetzen, daran kam sie nicht vorbei.
Die Menschheitsgeschichte ist verdorben vom Ringen um Macht, es ist eigentlich die Geschichte des Kampfes gegen Gott und Seine Herrschaft, bei dem die nach Macht Gierenden einander ständig ablösen in einem verzweifelten Tanz der Eitelkeiten und der Gewalt, einem endlosen Gesellschaftsspiel ohne Gewinner, denn am Ende sterben sie alle und haben nichts, aber auch gar nichts gewonnen. Ihre Paläste? In einem einzigen flüchtigen Wimpernschlag verlassen, abgerissen und vergessen. Ihre Absichten? Wenn man sich überhaupt an sie erinnert, so nur verzerrt oder verstümmelt und durch die Nachgeborenen bestimmt, so gehen dann auch Revolutionen ungeachtet der Leichenberge als Befreiungsakt in die Geschichte ein.
Da der Kampf um die Macht auch allerlei Hässlichkeit hervorbringt, erscheint die Idee verheißungsvoll: alle zu Gleichen erklären und einen Gemeinwillen erfinden als Projektionsfläche für eine bessere Zukunft. Schauplatz der Verwirklichung dieser Idee ist der Staat.
Zunächst ist der Staat bloß ein System der öffentlichen Institutionen zur Regelung der Angelegenheiten eines Gemeinwesens – doch recht schnell wird er zu einer sittlichen Auffassung hin umgebogen – nach Hegel ist es dann sogar der „Gang Gottes in der Welt“, dass es den Staat gibt, und „sein Grund ist die Gewalt der sich als Wille verwirklichenden Vernunft“. Der auf das Gemeinwohl des politischen Körpers gerichtete Wille ist die volonté générale. Die Grenze des Willens ist jedoch seit je her die Vergewaltigung. So müsste doch eigentlich besser, unverfälscht gelten: weg vom wollen, hin zum lieben!
Geht es aber nach den Aufklärern, so ist es für jeden einzelnen Menschen die „höchste Pflicht“, zum Staat zu gehören. Oberster Ordnungsbegriff ist hier die „Vernunft“, von der aber natürlich keiner sagen kann, was damit gemeint wäre und wessen Vernunft es denn sei soll. Schon Friedrich Hölderlin sagte daher folgerichtig: „Immerhin hat das den Staat zur Hölle gemacht, daß ihn der Mensch zu seinem Himmel machen wollte.“
Für die Vorantreiber der Aufklärung waren zwei Ideen entscheidend: Erstens, der Mensch ist von Natur aus gut, einen Sündenfall gibt es nicht; zweitens: für die moralische Legitimität der Gemeinschaft nimmt man den souveränen Willen in Anspruch. „Der reine Wille als solcher“, so erklärt es Hans Graf Huyn in Ihr werdet sein wie Gott, „der sich selbst Ziel seiner Erfüllung ist, ist der wahre Souverän. Die Metaphysik der permanenten Revolution ist damit vorweggenommen. Das Ergebnis ist der totale Staat.“ Das nur noch innerliche Geglaube des modernen Menschen hat es dem Staat erlaubt, sich gottlos ganz den Götzen zu ergeben – hier liegt die Wurzel der Abartigkeit des Westens. Für den Christen gilt dagegen: Ohne das Heraustreten aus dem eigenen Geist („Glauben“) in die Wirklichkeit gibt es überhaupt keinen christlichen Glauben.
An die Stelle Gottes tritt nun aber die volonté générale, die Summe des Willens aller Menschen als die oberste Norm. Die gesellschaftliche Ausschaltung der Kirche ist notwendige Folge dieses Denkens. Der Gemeinschaft wird fortan eine Rationalität zugeschrieben, die jedoch hohle Schablone bleibt und die man füllt, wie man möchte, wenn man die Macht dazu hat. Eine solche Rationalität kann naturgemäß auch nicht an äußerlichen Kriterien des „Guten“ Halt machen, sie muss die Menschen auch ideologisch gleichschalten. Ganz in diesem Sinne und gestützt auf die leere Funktionalität aller Begriffe, von „Staat“ über „Kirche“, „Gott“, „Glaube“; „Evangelium“, „Datenschutz“, „Gleichheit“, „Wohlstand“, „Erlösung“, usw., die in einem leeren „Om“ enden müssen, also im Nichts, werden die heutigen Staaten zu Formalhülsen, über die man (qua Macht) den Menschen kontrollieren kann. Klar ist zu erkennen: „Gleichheit“ ist mit Freiheit unvereinbar, „Und willst du nicht mein Bruder sein, so schlag ich dir den Schädel ein.“
Früher hatte der Westen noch ansatzweise die Kraft, sich gegen allerlei Ungeister zur Wehr zu setzen, heute aber wirken nicht nur der westliche Geist, sondern auch ganz andere Denkweisen, die über die Geldleute durch das sperrangelweit geöffnete westliche Tor in die einzelnen Staaten eindringen. Das soziale Gesellschaftsmodell verschwand inzwischen im Individualismus des Kleinbürgers, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg ein Eigenheim und Rentenansprüche erworben hatte. Dieser Besitzbürger und seine Erben sind zu Gesellschaftsmodellen nicht fähig, ihr Lebensmodell ist lediglich: Wie behalte ich, was ich habe, und mehre es? Somit versiegt jeder Gestaltungswille, denn nur noch die Angst regiert: Angst vor dem Scheitern im Überlebenskampf, Angst vor dem Geldverlust.
Natürlich: so ist kein Staat mehr zu machen! Das haben schon die Drehbuchschreiber von Star Wars erkannt, die den Vizekönig der Handelsföderation als grauen Waschlappen an der Seite der Alphatiere des Systems darstellten. Nun werden wir von solchen Waschlappen regiert, ob in den Nationalstaaten, in der EU oder UN, überall das gleiche Bild. Weg mit ihnen!
Die einstigen Kasernen der Mächtigen erscheinen heute als pfuscherhafte Versuche, gehorsame Soldaten zu erziehen, die sich für ein propagiertes Ziel willig töten lassen. Schon damals ging es nicht ohne Propaganda vom „Vaterland“ usw. Heute ist es dann die „Volksgesundheit“ oder „Freiheit für die Ukraine“ – und der Mensch ist gepackt bei seiner Sünde. Den Unternehmen als Machtzentrale und Stoßkraft der Zersetzung sind die Staaten und ihre Gesellschaften dabei völlig gleichgültig, sie überleben in ihren eigenen Systemen, abgeschottet von unserer Wirklichkeit. Der Staat und seine Gesetze spielen dabei keinerlei Rolle mehr, und es ist auch einerlei, ob Staaten mitmachen oder nicht – sie werden einfach gekauft. Dabei wären Nationalstaaten (ohne Nationalismus) eine mögliche Lösung – doch sie werden gerade abgeschafft. Jede gesellschaftliche Auseinandersetzung wird dabei übersprungen. Politisch ist sie aufgrund des ständigen Drucks weder möglich, noch gewollt. Alle Kontrollinstanzen sind abgeschafft (GG, Bundestag, Gerichte, Polizei) und gleichgeschaltet – unter Androhung des sofortigen Arbeitsplatzverlusts. Wer will denn da noch diskutieren? Die Mächtigen wollen genau das auch nicht, denn der „Konsens“ ist ja bereits anderswo gebildet worden, Unternehmenschefs haben ihn international auf hunderten von Konferenzen längst hergestellt – nun wird umgesetzt, was bereits beschlossen wurde, und es sind die Unternehmen, die umsetzen, denn es entspricht ihrer Logik.
Die Unternehmenschefs kommen jeden Tag weltweit zusammen bei den sog. „Bilderberger Treffen“ und der „Atlantikbrücke“ und wie die Wirtschaftsclubs alle heißen, längst haben sie anhand der gescheiterten Wirtschaftsabkommen TAFTA und TTIPP usw. gelernt, dass sie mit Demokratie ihre Träume nicht umsetzen können. Nun nutzen sie das von Bernays entwickelte Psychospiel und setzen um, wie Bernays es vor hundert Jahren in den USA auch umgesetzt hat – und schon das hatte ja super funktioniert. Nur sind sie vorsichtig, da soziale Systeme nicht vorhersagbar sind. Es gibt noch zu viele Unbekannte.
Fürchteten sich die Mächtigen früher noch vor dem Volk, so hat man heute einen unerschöpflichen Zauberkasten der Propaganda zu Diensten. „Gesundheit“, „Gleichstellung“, „Klima“, usw. – all das ist nur Vorwand, wie man schon bei Edward Bernays genau nachlesen kann. Es braucht gar keine Verschwörung. Der „Konsens“ gilt so lange, wie das Wirtschaftssystem gilt. Auch die Politiker sagen es ja dauernd, das alles ist kein Geheimnis, sondern wird lediglich von den Medien nicht aufgegriffen. Ohnehin, die Sklaven schuften ohne Unterlass für die Reichen, sie haben gar keine Zeit, um nachzudenken.
Seit 1990 ruft man die Globalisierung als unvermeidlich zwingendes neues Paradigma aus. Die internationale Herrschaft der Technik ist mit 5G endlich gegeben, China hat es für alle schon vorgemacht. Auch das ist keine Verschwörung, sondern es ist die Realität in den Städten Chinas. Dazu müssen die lästige Demokratie und alle Gesetze aufgehoben und „neu gemacht“ werden, ohne jede Behinderung für die Konzerne. Der Umbau läuft seit 40 Jahren. Seit Jahrzehnten wird auch die Bildung an Schulen und Universitäten für den Umbau missbraucht. Alle Kultur, alle Sozialität ist dem „Denken“ der Ökonomie gewichen, die Unternehmen bestimmen die Logik, und auch die „Gesundheit“ dient nicht mehr dem Menschen, sondern der Erhaltung der Unternehmen. „Gesundheitsprävention“, das heißt heute: nicht „gesund im Hinblick auf den Menschen“, sondern „Erhaltung der Arbeitskraft“. Auch die Gewerkschaften dienen diesem System, in dem die Unternehmen bestimmen. Mit „menschlich“ im Sinne von „human“ hat das nichts mehr zu tun.
Aber erst im globalen Zusammenhang wird die neue Weltordnung daraus. Sie ist prinzipiell totalitär und asozial. Sie ist ein großer kultureller Rückschritt, ein Rückfall ins Raubrittertum des Mittelalters. Es gilt das Gesetz der Straße, wie in den USA und ganz Mittelamerika, China und Russland sowieso schon. Bisher war Europa mit seinen „Bürgerrechten“ ein Garten der Seligkeit, doch der wird jetzt geplündert durch die Maßnahmen des Staates unter dem Vorwand von Pandemie, Klimawandel, Ukraine-Krieg, usw.
Die Mächtigen haben jedoch eine Schwäche: sie sind feige und gesichtslos. Das Einzige, das helfen würde, wäre die Enteignung der Superreichen und ein neues Geldsystem – ohne die Perversionen der Gier. Können wir als Einzelne etwas tun? Nein. Und genau darum werden wir durch die kulturellen Verwerfungen und Maßnahmen vereinzelt. Die Reststaaten müssen die Mächtigen enteignen und gewaltsam ihre Vermögen einziehen, anders geht es nicht. Doch ist niemand in Sicht, der das weltweit vernetzt umsetzen würde.
Heute müsste für jeden klar sein: Covid ist nur ein beliebiger Auslöser. Eigentlich geht es um eine neue Religion: der Kult der Ökonomie. Alle unsere Werte sind heute nur noch ökonomisch bestimmte Werte. Wir kennen es aus allen Branchen: Verkaufen – ganz egal was! Das ist die ökonomische Religion.
Kirche und Glaube sind nur noch Lächerlichkeiten – niemand zuckt da noch mit der Wimper. Die gesellschaftliche Ausschaltung der Kirche ist im Westen vollkommen.
Das Reich Gottes ist aber auch kein Staat, sondern eine ewige Lebensgemeinschaft. Sie enthält ausschließlich „das Gute“. Was nicht „gut“ ist, muss ausgeschieden werden wie der Teufel aus dem Himmel. Das Reich Gottes vollendet allein Gott, und wir sind nur dann Teil dieses „Reiches“, wenn wir ihm entsprechen. Entsprechen wir nicht den Vorgaben des „Reiches“, gehören wir nicht hinein. Wäre Gott nun nicht Mensch geworden, so gäbe es überhaupt kein Mauseloch, durch das wir Zugang hätten. Die Inkarnation bestimmt das menschliche Maß der Entsprechung zu Gott, also der Vollkommenheit, der Heiligkeit des Menschen. Diese bildet sich im Fleisch durch Tun, nicht durch Glauben, nicht Fühlen, nicht Denken, sondern durch den ganzen Menschen.
„Du sollst vollkommen sein, wie der Vater im Himmel vollkommen ist.“
Foto: Dr. Michael Hesemann.